VERSUCHUNG
Elisabeth Januschkowetz – pro arte
Unter den Bildern von Margot Holzapfel, die ich letzte Woche gemeinsam mit Anton Januschkowetz anlässlich der Tage des offenen Ateliers sehr ausführlich von der Künstlerin erläutert bekam (DANKE!), fiel mir das nachstehende besonders ins Auge:
Es ist eine Auseinandersetzung mit der Unergründlichkeit der Welt unter Wasser, die dabei eine sehr subjektive Geschichte eines Erlebens von Untiefen erzählt: Das Bild schildert das Hinabgleiten der Taucherin, in einen zunächst tiefen dunkelgrünen Abgrund, in den kein Sonnenlicht mehr dringt. Ganz langsam nimmt diese Angst machende Unendlichkeit Gestalt an, Pflanzen und Fische, fremde Lebewesen – nicht der obigen Welt verwandt und zugehörig – werden sichtbar. Ihre Schemen werden deutlicher, je mehr die Taucherin zu ihnen vordringt und beschließt, sie zu entdecken.
Sie laden nicht nur dazu ein, entdeckt zu werden, die Unterwasserpflanzen, die sich in der Strömung wiegen, sie scheinen in ihrer rhythmischen Bewegung eine Verlockung, noch tiefer zu gehen, auszusprechen. Eine verhängnisvolle Einladung. Denn ein unbestimmter Teil im Inneren der Taucherin spürt die Versuchung, die in dieser verheißenen unbekannten Schönheit liegt, die, wenn sie auch Angst macht, Sehnsucht in ihr hervorruft.
Sich dieser Sehnsucht hinzugeben, wäre das Einswerden mit der Tiefe und damit die Auflösung der gegenwärtigen Existenz. Die Taucherin ist ein Wesen der Oberwelt, des Lichts. Sie wendet daher den Blick von der links liegenden Traumwelt ab und findet auf der anderen Seite eine von Helligkeit durchflutete Klarheit. Durch die durchlässigen Schichten des Wassers dringt das Sonnenlicht herein, gibt der grünen Tiefe des Wassers einen gelben sonnendurchstrahlten Glanz – und verkündet vom Triumph der Taucherin über die Versuchung des verführerischen Abgrunds.
Die Taucherin widersteht dem sie nach unten ziehenden Trugbild der todbringenden Nacht und folgt der strahlenden Schönheit des Tages, nach oben, ins Licht und ins Leben.